Rückblick Fasnacht 2023: «Etz fehlt üs nu no dä Viertelstundätakt»

Die Thaynger Fasnacht ist immer auch eine Rückschau aufs vergangene Politjahr. Die Themen, die diesmal im Vordergrund standen, waren die Lichtabschaltung, die Badi, die Bahnverbindung und der Einwohnerrat.

Der Zunftmeisterempfang ist einer der Orte, wo das politische Geschehen des vergangenen Jahres ausgebreitet wird. Am Samstagvormittag laden der Zunftmeister und der Präsident des Organisationskomitees jeweils in den Drachä-Chäller ein, ins umgebaute Kellerlokal beim Hammenschulhaus. Eingeladen sind die Vertreter der Fasnachtsgruppen, die am grossen Umzug mitmarschieren. Eingeladen ist auch die lokale Politprominenz. In Versform nimmt sie jeweils die Geschehnisse in der Gemeinde aufs Korn.

Ärgerliche Littering-Kinder

Den Anfang machte diesmal der Gemeindepräsident, der in dieser Funktion zum ersten Mal dabei war – die letzten beiden Jahre fiel die Fasnacht ja bekanntlich aus. Nicht zum ersten Mal trug Marcel Fringer eine schwarze Zipfelkappe und ein Edelweisshemd. Darin sah er wie ein Hütten- beziehungsweise Gemeindewart aus. «Da Gwand isch mir wie uf de Liib häre gossä, denn als Hüttewart häsch äs ztuä mit villnä komischä Gnossä.» Eine Gemeinde zu regieren, scheint nicht immer einfach zu sein. Ein paar Reime später kam der Gemeindechef auf die reduzierte Strassenbeleuchtung zu reden, auf die neu eingeführte Parkplatzkontrolle und auf die Verbesserungen auf der Bahnlinie Singen-Schaffhausen: «D’ SBB häts de DB jetzt zeigt, wie mä dä ÖV so richtig ufgeilt.» Dann die Vandalenakte: «Aber wämer scho bim Thema Bahnhof sind, ganz fescht z’schaffä machäd üs die möchtegärn erwachsänä Littering-Chind.» Schliesslich die unendliche BadiGeschichte: «Wänn eim diä zuäsätzlichä Planigschöschtä au fascht umhaued: Ich bin überglücklich, wäns dänn endlich au bauet.»

Neu gibt es einen Landammann

Als nächster trat Christoph Brütsch von «Imno Barze» auf. Gekleidet war er in Schwarz und Gelb mit einem Napoleonhut. Er stellte den Weibel der Schaffhauser Regierung dar, der auf der Suche ist nach einem Landsgemeindeplatz. Sein Thema war die von Yvonne Müller lancierte Initiative zur Wiedereinführung der Gemeindeversammlung. «Weil Yvonne den Yvonne-Rat abschaffen will, gibts jetzt Landsgemeinde wie in Appenzell.» Und: «An der Landsgemeinde jeder Bürger kann sich outen, die Jungen und auch die Alten.» Schliesslich: «Der Fringer unser strammer Mann, sein neu’r Job ist Landammann.»

Als Dritter gab der höchste Thaynger seine Reime zum Besten. Auch er trug ein historisches Gewand: «Ich stand do hüt vor eu im Barockkleid und mit Huät, will sich grad i zwei Wuchä ä historischi Tat jährä tuät. 1723 hät Schaffuusä dä Chauf vom ganzä Reiät bschlossä, drum sind mir Thäynger etz siit genau 300 Johr Eidgenossä.» Natürlich sprach Parlamentspräsident Hannes Wipf auch aktuelle Themen an, die Badi, die dunklen Strassen und den Betreiberwechsel auf der Bahnlinie. «Pünktlich und suuber isch dä Rhyhas siithär – da isch Fakt; etz fehlt üs nu no dä längscht versprocheni Viertelstundätakt!»

Wo der Batteriestrom her kommt

Zum Schluss meldete sich Gehre-Bauer Bernhard Winzeler. Ohne seine träfen Sprüche ist die Thaynger Fasnacht unvollständig. «Unser Bürgermeister Fringer, auch von Statur aus kein geringer, führet nun schon seit zwei Jahren unser Dorf durch viele Gefahren. Dass diese nicht ganz harmlos sind, weiss mittlerweile jedes Kind, weil unser zahmes BiberLäufchen drohe, uns öfter abzusäufen. Stromsparen, das muss heute sein, drum schrauben sie keine Leuchten mehr ein; stockdunkle Strassen ohne Licht, das freut so manchen Bürger nicht. Wenn du nach einem guten Bierchen oder sonstigem Pläsierchen deine Schritte heimwärts lenkst, wirds oft schwieriger, als du denkst. Auch’s Bauamtsfahrzeug wie ein Wiesel fährt klimafreundlich ohne Diesel. Woher der Strom, die Batterie, ein Gentleman fragt so was nie.»

Ganz am Ende hatte OK-Präsident Luciano Trani noch eine Mitteilung in eigener Sache, nämlich seinen Rücktritt nach vielen Jahren: «Mein Präsi-amt ist jetzt beendet, es ist Zeit, dass das Blatt sich wendet.»

Warm-up und Umzug

Nach dem Anlass unter der Leitung von Zunftmeister Maik Näf ging’s zur Warm-up-Party am Kreuzplatz. Dort heizten zahlreiche Guggen ein. Um 15 Uhr startete dann der grosse Umzug mit 45 Gruppen und über 1000 Teilnehmenden. Mit von der Partie war auch die Sonne, die sich just in diesem Moment von der